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Dürre Lage, vage Hoffnung im nordwestlichen Niedersachsen
Frühjahrskonjunkturumfrage
„Die Frühjahrskonjunkturumfrage 2025 der norddeutschen Arbeitgeberverbände belegt die nach wie vor kritische Lage vieler Unternehmen des nordwestlichen Niedersachsens im dritten Krisenjahr. Die Hoffnung auf ein Ende der Rezession ist schwach, besonders was die nationalen und internationalen politischen Rahmenbedingungen angeht“, resümiert NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena.
206 Mitgliedsbetriebe mit rund 101.000 Beschäftigten haben sich bis zum Mai an der Umfrage von NORDMETALL, AGV NORD und den Arbeitgeberverbänden in Bremen, Emden, Oldenburg und Wilhelmshaven beteiligt, darunter 35 Unternehmen mit knapp 7.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem nordwestlichen Niedersachsen. Immer noch beurteilt jeder dritte Betrieb im Norden die Geschäftslage als schlecht oder unbefriedigend (nordwestliches Niedersachsen: 31 Prozent), der Anteil der Zufriedeneren ist gegenüber dem vergangenen Herbst gerade mal um sieben Prozent gestiegen. Nur im Luft- und Raumfahrzeugbau bewerten fast zwei Drittel der Firmen die Lage mit „gut“. Am Negativende der Skala rangieren die Metallerzeuger und Gießereien (58 Prozent „unbefriedigend“ oder „schlecht“), es folgt der Straßenfahrzeugbau mit 57 Prozent.
Beim Ausblick auf die kommenden sechs Monate erwarten 57 Prozent der Firmen in Norddeutschland Stagnation, (nordwestliches Niedersachsen: 50 Prozent) jeweils gut 20 Prozent eine Verschlechterung (nordwestliches Niedersachsen: 32 Prozent) oder Verbesserung (nordwestliches Niedersachsen: 18 Prozent). Am pessimistischsten geben sich Bremer Betriebe mit 44 Prozent, am optimistischsten die Hamburger mit 26 Prozent für Verbesserungsaussichten. Die Auftragsbestände im Norden werden nur im Luft- und Raumfahrzeugbau mit 91 Prozent als hoch oder ausreichend eingeordnet. In allen anderen Branchen beklagen zwischen 31 Prozent (Elektrotechnik) und 50 Prozent (Straßenfahrzeugbau) das Ausbleiben von Bestellungen.
Den Personalbestand erhöhen will in den kommenden drei Monaten ein Viertel der norddeutschen Betriebe (nordwestliches Niedersachsen: 23 Prozent), 58 Prozent planen keine Veränderungen (nordwestliches Niedersachsen: 60 Prozent), 17 Prozent wollen im Norden und im nordwestlichen Niedersachsen Personal abbauen – Werte, die praktisch mit denen des vergangenen Herbstes übereinstimmen. Insgesamt ergibt sich in der norddeutschen Industrie ein Einstellungsbedarf von gerade mal 150 Beschäftigten.
Eine schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit von Fachkräften melden immer noch 58 Prozent der Unternehmen, geringfügig weniger als im vergangenen Herbst. In Mecklenburg-Vorpommern wird die Fachkräftelage sogar von 68 Prozent negativ eingeschätzt, gefolgt von Hamburg mit 64 Prozent (nordwestliches Niedersachsen: 57 Prozent). Bei den Auszubildenden sehen immerhin 50 Prozent der norddeutschen Betriebe eine gute oder zufriedenstellende Verfügbarkeit von geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern, sechs Prozent mehr als Ende 2024.
Ein kleiner Lichtblick: Glaubten seit Jahren rund zwei Drittel der norddeutschen Industrieunternehmen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland an Attraktivität verliert, sind es jetzt nur noch 49 Prozent. Doch plant noch immer jeder fünfte Betrieb (21 statt zuvor 22 Prozent) Produktionsverlagerungen ins Ausland. Als besonders erschwerende Wirtschaftsfaktoren werden mit konstanten 84 Prozent die Arbeitskosten gewertet, gefolgt von der Bürokratie in Deutschland (67 Prozent), der internationalen Politik (64 Prozent; stark gestiegen) und den Energiekosten (55 Prozent; etwas gesunken).
Die Erwartungen der Unternehmen an bessere politische Rahmenbedingungen sind nach wie vor verhalten: 48 Prozent erwarten keine Vorteile trotz des 500-Milliarden-Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität (nordwestliches Niedersachsen an der Spitze mit 63 Prozent), 44 Prozent geringe Aufträge (nordwestliches Niedersachsen: 28 Prozent), acht Prozent deutlich mehr Bestellungen (nordwestliches Niedersachsen: neun Prozent). Die Hoffnungen auf stärkere Auftragseingänge aufgrund der ausgeweiteten Verteidigungsausgaben des Bundes sind noch geringer: 59 Prozent der Firmen erwarten keinen Profit, in Mecklenburg-Vorpommern sogar 68 Prozent, im nordwestlichen Niedersachsen 62 Prozent. Starke Befürchtungen angesichts der drohenden Zollerhöhungen durch die USA hegen nur 16 Prozent der Unternehmen, in Bremen mit einem Drittel allerdings überdurchschnittlich viele.
NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena, der auch Gesellschafter des LEDA-Werk in Leer ist, bilanziert: „Die Lage der Industrie im nordwestlichen Niedersachsen hat sich zwar nicht weiter verschlechtert, aber auch nicht signifikant verbessert. Die Unternehmen befinden sich in Wartestellung, hoffen darauf, dass ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung durch konkrete Veränderungen bald erfüllt werden – mit schnell wirksamem Bürokratieabbau, steuerlichen Entlastungen und einer erleichterten Fachkräftepolitik. Erste positive Hoffnungsschimmer dafür sind da, eine echte Aufbruchstimmung muss aber erst noch entstehen.“