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Politik muss handeln: 30.000 MINT-Fachkräfte fehlen im Norden
MINT-Herbstreport 2025
Der veröffentlichte MINT-Herbstreport 2025 belegt erneut, dass Deutschland trotz konjunktureller Abkühlung vor einer strukturellen Fachkräftekrise steht: Allein in den norddeutschen Bundesländern fehlen knapp 30.000 ausgebildete Fachkräfte, Meisterinnen und Meister sowie Akademikerinnen und Akademiker. Bundesweit können derzeit insgesamt 148.500 Stellen im MINT-Bereich nicht besetzt werden.
Besonders ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, die MINT-Fachkräfte-Lücke zu verkleinern. Während die Zahl deutscher Fachkräfte zwischen 2012 und 2025 um 7,3 Prozent abnahm, legte die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte um 85,7 Prozent zu. Im akademischen Bereich betrug das Wachstum unter Deutschen 43,3 Prozent und unter Ausländern 228,5 Prozent.
„Nur wenn es gelingt, die MINT-Fachkräfte-Lücke zu verringern und unsere personellen Bedarfe im MINT-Bereich qualitativ passend zu decken, können wir die Innovationsstärke und damit den Standort Deutschland sichern“, erklärt Thomas Küll, Mitglied der Geschäftsleitung der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD. „Wir befinden uns mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel, geprägt von Multipolarität sowie rasant wachsender Geschwindigkeit und Komplexität. Um diese Transformation aktiv zu gestalten und wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, benötigen wir hervorragend ausgebildete Fach- und Führungskräfte – auf allen Qualifikationsstufen und unabhängig von ihrer Herkunft. Entscheidend dafür sind eine hochwertige schulische Bildung, eine praxisnahe Berufsorientierung, eine starke duale Ausbildung sowie attraktive Zugangs- und Entwicklungsmöglichkeiten an unseren Hochschulen. Und angesichts des demografischen Wandels gewinnt ein Faktor an übergeordneter Bedeutung: eine nachhaltige und bürokratiearme Zuwanderungs- und Integrationspolitik.“
Schon heute ist der Beitrag ausländischer Akademikerinnen und Akademiker laut MINT-Report erheblich: 64 Prozent von ihnen wollen dauerhaft bleiben und erwirtschafteten im Jahr 2022 (neuere Zahlen liegen nicht vor) 14,6 Milliarden Euro Wertschöpfung. „Dieses Potenzial müssen wir ganzheitlich und bundesweit weiter ausbauen. Dazu muss die Politik im Schulterschluss mit der Wirtschaft umgehend einheitliche Lösungen entwickeln, nicht nur durch die geplante ,Work and Stay‘-Agentur, die die Einwanderung in den Arbeitsmarkt vereinfachen soll. Gleichzeitig muss es bessere Angebote für Sprachförderung während des Studiums geben und mehr Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft, um den Berufseinstieg zu erleichtern.“