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Kurz und kompakt: Ergebnisse der Wirtschaftsumfrage
An der diesjährigen Wirtschaftsumfrage im Frühjahr 2023 haben sich 130 Unternehmen mit rund 20.000 Beschäftigten beteiligt, die aus einer Vielzahl von Geschäftszweigen stammen. Der Branchenmix reicht dabei vom Industrieunternehmen über das Handwerk bis hin zum Einzelhandel. Runtergebrochen auf die an der Befragung beteiligten Gebietskörperschaften (Kreisfreie Stadt Wilhelmshaven, Landkreis Wittmund und Landkreis Friesland) ergibt dies einen Repräsentationsgrad von 25,4 %.
Wirtschaftliche Lage
Trotz einer leichten Rezession zeigt sich eine stabile konjunkturelle Lage in den Unternehmen. Die Geschäftslage wird im Frühjahr 2023 von 85% der Unternehmen als sehr gut bis gut bezeichnet (47%, 38%) und befindet sich damit auf dem Niveau von vor der Inflation (86%). Dies spiegelt sich parallel im Auftragsbestand wider, der durchschnittlich von 85% der Unternehmen als ausreichend für die nächsten 8 Monate angegeben wird. Der gute Auftragsbestand hat ebenfalls großen Einfluss auf eine konstante Kapazitätsauslastung von im Durchschnitt 82 % (83% in 2021).
Demgegenüber stehen allerdings massive Kostensteigerungen. Dazu gehören 9,64 % (6,62%) gestiegene Lohnkosten und im Durchschnitt 18,8 % höhere Materialkosten. Besonders ins Gewicht fallen mit 41,7% im Durchschnitt die Energiekosten. Hier verzeichnen einige Unternehmen sogar Kostensteigerungen zwischen 100-200%. Dabei gelingt es den teilnehmenden Unternehmen nur bedingt die enorm gestiegenen Kosten über die Preise aufzufangen.
Prognose für die kommenden sechs Monate
Trotz der drastischen Kostensteigerung gehen 76,3 % (79,9 %) der antwortenden Unternehmen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten 6 Monaten wieder verbessern wird. Dafür gibt aber mit 51,2% (44,4 %) auch mehr als die Hälfte der Unternehmen an ihre Preise weiter erhöhen zu müssen. Lediglich 28 % der beteiligten Unternehmen werden im Verlauf des nächsten halben Jahres ihre Verkaufspreise trotz Kostensteigerungen konstant halten können.
Aktuelle Themen
Die Unternehmen der Jade Wirtschaftsregion stellen der aktuellen Regierung kein gutes Zeugnis aus. Die Hälfte der Teilnehmenden beurteilen die Arbeit der Koalition zwischen SPD, Grüne und FDP mit ausreichend oder sogar mangelhaft. Weitere 37,63 % attestieren der Regierung eine befriedigende Leistung. Von der aktuellen Regierung wünschen sich 86,5 % der Unternehmen mehr politische Unterstützung beim Bürokratieabbau. Knapp 43 % der Teilnehmenden erhoffen sich Entlastungseffekte durch eine verbesserte nationale und regionale Infrastruktur. Für die Jade Wirtschaftsregion bezieht sich das insbesondere auf den Straßen- und Brückenbau – hier im Speziellen auf die A20 und den Ausbau des JadeWeserPort.
Der Klimaschutz und die Energiewende spielen bei politischen Entscheidungen eine zunehmende dominantere Rolle. Die Auswirkungen können für Unternehmen Innovationstreiber sein oder aber neue Herausforderungen mit sich bringen. 31 % der Unternehmen sind sehr stark von diesen Transformationsprozessen betroffen. Hier Bedarf es ebenfalls Unterstützung von der Politik in Form von Planungssicherheit für die Unternehmen.
Standort-Rahmenbedingungen
Besonders hervorzuheben ist, dass sich aus Sicht von 42,5 % (24,2 %) der antwortenden Unternehmen die Standortattraktivität für gewerbliche Ansiedlungsinteressierte zum Positiven entwickelt hat. Ein Großteil der Unternehmen erwartet zusätzlich durch die Energiewende einen Technologieschub für die Jade Wirtschaftsregion. 67,5% gehen davon aus, dass durch die Ansiedlung von zukunftsweisenden Energieprojekten Arbeitsplätze geschaffen werden und 62,5 % sehen darin eine weitere Steigerung der Attraktivität als Industriestandort. Auch die Standortattraktivität für das eigene Unternehmen hat sich für 95 % verbessert bzw. nicht verändert.
Allerdings können langwierige regionale Planungs- und Genehmigungsverfahren die Unternehmen belasten. Fast 40 % geben an, dass sie stark von langwierigen Verfahren betroffen sind. Die teilnehmenden Unternehmen wünschen sich daher eine dringende Beschleunigung in den Bereichen Baugenehmigungen – insbesondere auch Genehmigungen rund um das Feld der erneuerbaren Energien, Genehmigungsprozesse für Investitionsvorhaben und Förderverfahren.
Die positive Entwicklung der Standortattraktivität spiegelt sich auch in der Bewertung der jeweiligen Wirtschaftsförderungen (letztmalig 2019 abgefragt) wider. Die Unternehmen vergeben für ihre jeweilige zuständige Wirtschaftsförderung folgende Durchschnittsnote:
- Wirtschaftsförderkreis Harlingerland: 2,0 (2,3)
- Wirtschaftsförderungsgesellschaft Varel: 3,0 (3,0)
- Wirtschaftsförderung Landkreis Friesland 3,0 (2,7)
- Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven: 2,0 (4,3)
Die Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven konnte in diesem Jahr eine deutliche Besserung zu ihren vorangegangenen Bewertungen erzielen.
Mit dem Thema Energiewende verbinden eine große Anzahl der beteiligten Unternehmen trotz der Vielzahl an Herausforderungen dennoch positive Effekte. So erwarten 58,8 % der befragten Unternehmen durch die Energiewende einen Technologieschub für die Jade Wirtschaftsregion. 67,5 % gehen davon aus, dass durch die Ansiedlung von zukunftsweisenden Energieprojekten Arbeitsplätze geschaffen werden und 62,5 % der teilgenommenen sehen darin eine Steigerung der Attraktivität als Industriestandort.
Die ausgewerteten Ergebnisse zeigen, dass unsere Region wirtschaftlich stabil bleibt und viele Probleme sowie Schwierigkeiten bereits gemeistert hat. Aber um auch den zukünftigen Herausforderungen entgegentreten zu können, bedarf es für die Unternehmen die viel beschriebene Planungssicherheit und eine Beschleunigung u.a. in den Genehmigungsprozessen.
Das wir als Region zusammenstehen können, hat die jüngste Vergangenheit (u.a. Corona-Krise oder auch die Energiekrise und den damit zusammenhängenden Bau um das LNG-Terminal) gezeigt. Diesen Zusammenschluss werden wir auch weiterhin so leben und als geschlossene Einheit auftreten.