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Fachkräftesicherung bleibt zentrale Herausforderung
Arbeitsmarktumfrage 2025: Wirtschaft setzt auf Ausbildung, Qualifizierung und internationale Perspektiven
Im September 2025 waren rund 45,9 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Damit gab es den fünften Rückgang in Folge. Im Vorjahresvergleich gegenüber September 2024 sank die Zahl der Erwerbstätigen im September 2025 um 46 000 Personen (-0,1 %). Der seit Mai 2025 auf dem Arbeitsmarkt erkennbare Abwärtstrend setzte sich somit fort (Statistisches Bundesamt). Damit erklärt sich auch der leichte Anstieg der unbesetzten Arbeitsplätze in der Jade Wirtschaftsregion. Während 2024 nur noch knapp 55% der Unternehmen unbesetzte Arbeitsplätze zu verzeichnen hatten, sind es ein Jahr später wieder knapp 63% der beteiligten Unternehmen. Im Rahmen der diesjährigen Arbeitsmarktumfrage hat der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e. V. gemeinsam mit den Jobcentern Wilhelmshaven, Friesland und Wittmund zentrale Kennzahlen zum regionalen Arbeitsmarkt vorgestellt. Die erhobenen Daten geben einen aktuellen Einblick in die Beschäftigungssituation der Unternehmen in der Jade Wirtschaftsregion.
Unbesetzte Arbeitsplätze und ihr Qualifizierungsniveau
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zeigen deutlich, dass die Unternehmen der Jade Wirtschaftsregion vor allem auf der Suche nach qualifiziertem Personal sind. Mit einem Anteil von 89,4% werden Fachkräfte am häufigsten nachgefragt, gefolgt von Experten und Führungskräften mit 43,9%. Hilfskräfte spielen mit 30,3 % eine deutlich geringere Rolle. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die offenen Stellen in den Gebietskörperschaften Wilhelmshaven, Friesland und Wittmund überwiegend ein hohes Qualifikationsniveau erfordern und die Nachfrage nach geringqualifizierten Arbeitskräften vergleichsweise niedrig ist.
76,5 % der Unternehmen sind bereit, bei fehlender formaler Qualifikation ein betriebliches Training direkt am Arbeitsplatz durchzuführen, um offene Stellen zu besetzen. Dies unterstreicht die hohe Bereitschaft der Betriebe, flexible Wege der Personalentwicklung zu gehen und Potenziale auch außerhalb klassischer Ausbildungswege zu nutzen.
Gleichzeitig wird deutlich, dass es weiterhin einen erheblichen Bedarf an Nachwuchskräften gibt: In Wilhelmshaven melden die teilnehmenden Unternehmen 37 unbesetzte Ausbildungsplätze, im Landkreis Friesland sind es 5, und im Landkreis Wittmund werden 33 offene Ausbildungsstellen genannt. Um die unbesetzten Ausbildungsstellen zu besetzen, könnte sich die klare Mehrheit (75,8%) der Unternehmen vorstellen, einen Umschüler einzustellen. Außerdem ist es für 77,8% denkbar, ein Langzeitpraktikum zur Erprobung von potentiellen Auszubildenden anzubieten.
Beeinträchtigung der Unternehmensentwicklung – Fachkräftemangel und die Ausbildung von Nachwuchs
Vor dem Hintergrund der weiterhin hohen Nachfrage nach qualifiziertem Personal und der Vielzahl unbesetzter Stellen in der Jade Wirtschaftsregion lassen sich auch die Einschätzungen der Unternehmen zur Frage nach den Auswirkungen des Fachkräftemangels nachvollziehen.
52,4 % der befragten Betriebe geben an, dass der zunehmende Mangel an Fachkräften ihre unternehmerische Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass der Fachkräftemangel für mehr als die Hälfte der Betriebe ein wesentlicher Hemmfaktor für Wachstum und Innovation.
Um offene und neu geschaffene Stellen auch künftig mit geeigneten Fachkräften zu besetzen, setzen die Unternehmen der Jade Wirtschaftsregion auf ein breites Spektrum an Rekrutierungskanälen. Laut den aktuellen Ergebnissen ist die Bundesagentur für Arbeit der meistgenutzte Weg im Recruiting, dicht gefolgt von Social-Media-Plattformen und Online-Portalen. Präsenzformate wie die job4u-Messe oder die JadeFuture werden ebenfalls als wichtige Kontaktpunkte zu potenziellen Bewerber:innen geschätzt. Personaldienstleister hingegen spielen im aktuellen Recruiting-Mix eine zunehmend untergeordnete Rolle.
Integration von Fachkräften aus dem Ausland
In der Rekrutierung internationaler Fachkräfte liegt deutliches Potenzial: Zwar haben bislang nur 36,1 % der befragten Unternehmen regelmäßig oder projektbezogen Fachkräfte aus dem Ausland eingestellt, doch weitere 25,3 % zeigen grundsätzliches Interesse an diesem Weg – auch wenn sie ihn bisher noch nicht genutzt haben. Lediglich 38,6 % schließen die Integration ausländischer Arbeitskräfte derzeit aus.
Die Unternehmen der Jade Wirtschaftsregion sehen vor allem in der Sprachförderung einen zentralen Hebel für die erfolgreiche Integration ausländischer Fachkräfte. Darüber hinaus wird die Anerkennung ausländischer Qualifikationen sowie die schnelle Bearbeitung von Visa- und Aufenthaltsverfahren als entscheidender Schritt genannt, um vorhandene Kompetenzen sichtbar und nutzbar zu machen.
Hintergrund
Der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e.V. befragt regelmäßig in Kooperation mit dem Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. und Netzwerk Wirtschaft Varel die Mitgliedsunternehmen in der Jade Wirtschaftsregion zu aktuellen Themen rund um Personal, Fachkräfte und dem Arbeitsmarkt. Ziel ist es, die jeweiligen Bedürfnisse der Unternehmen an den Arbeitsmarkt zu eruieren. Die Umfrage ist gemeinsam mit den regionalen Jobcentern Wilhelmshaven, Friesland und Wittmund entstanden.
An der diesjährigen Wirtschaftsumfrage haben sich 158 Unternehmen mit insgesamt über 22.539 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten beteiligt. Das entspricht runtergebrochen auf die beteiligten Gebietskörperschaften (Kreisfreie Stadt Wilhelmshaven, Landkreis Wittmund und Landkreis Friesland einen Repräsentationsgrad von 26,85%.
Factsheet zur Arbeitsmarktumfrage: Die wichtigsten Ergebnisse auf einem Blick
v.l.: Claudia Lütkemeier (Jobcenter Wittmund), Andreas Bruns (Jobcenter Friesland), Henning Wessels (Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade e.V.), Andreas Metze-Kaiser (Jobcenter Wilhelmshaven), Katja Keese (Jobcenter Wilhelmshaven)